Ich kann mich noch erinnern, wie ich zum Posten des betrieblichen Ersthelfers bei TCI gekommen bin. So nebenbei wurde ich gefragt: "Sie sind doch beim THW? Haben Sie auch eine Erste-Hilfe-Ausbildung?" Ich bejahte das und bin seither Ersthelfer. Das passt auch so und ich mache das gerne. Stück für Stück habe ich zusammen mit anderen Kollegen das Thema in den letzten Jahren ausgebaut, weitere Verbandskästen nach DIN beschafft, vorhandene jährlich geprüft und aufgefüllt. Sukzessive konnten noch mehr Mitarbeiter davon überzeugt werden, sich auch als Ersthelfer ausbilden zu lassen. Die Anschaffung und heutige Inbetriebnahme eines Defibrillators (AED, Automatische Externe Defibrillatoren) zeigt, dass das Thema für TCI wichtig ist, obwohl die Anschaffungskosten doch noch recht hoch sind.
Laut AED-Kataster ist der plötzliche Herztod mit mehr als 130.000 Opfern die häufigste Todesursache in der Bundesrepublik. Die Ursache ist unkontrolliertes, unproduktives Flimmern des Herzmuskels, das sogenannte Kammerflimmern. Dabei kann der Herzmuskel seine Pumpfunktion nicht mehr ausführen – der Kreislauf bricht zusammen. Nach ca. 10 Minuten ist der Betroffene nur noch selten zu retten. Die Herzdruckmassage zur Aufrechterhaltung des Kreislaufs und die elektrische Defibrillation (Entflimmerung) des Herzens sind die einzigen effektiven Maßnahmen zur Wiederbelebung.
Gegenüber aller Voreingenommenheit kann ich nur sagen, dass diese halbautomatischen Systeme wirklich sicher erscheinen. Eine Kontroll-LED gibt permanent Übersicht über die Einsatzbereitschaft des Defibrillators. Im Gegensatz zu den USA sind in Deutschland nur halbautomatische Systeme zugelassen, erklärt uns Thomas Kriebel, zuständig für Aus- und Weiterbildung beim DRK-Kreisverband Marburg-Gießen e.V.. Das bedeutet, dass der Ersthelfer manuell den Knopf für den Stromschlag drücken muss.
Er muss auch sicherstellen, dass zu diesem Zeitpunkt niemand den Verunglückten anfasst. Am gesamten Gerät sind nur drei beschriftete Knöpfe: Mit der 1 startet man das Gerät, was Schritt für Schritt erklärt was zu tun ist. Über die Info-Taste kann man sich noch einmal über die lebensrettenden Sofortmaßnahmen informieren, 30x pumpen, 2x beatmen – wussten Sie es noch? Wenn man die beigefügten Elektroden richtig angesetzt hat und den Anweisungen gefolgt ist, erfolgt die automatische Diagnose des Geräts. Sollte der Patient keinen Herzstillstand oder ein ähnliches Problem haben, wird das Gerät auch keinen Stromschlag zur Defibrillation zulassen.
Bei der Übergabe kamen Herr Kriebel und ich auf das Thema der Verbreitung. Immer mehr Firmen nehmen sich des Themas an und statten ihre Betriebsgelände oder Kundenbereiche mit Defibrillatoren aus. Im Gewerbepark Rinn & Cloos sind wir wohl die ersten, zumindest habe ich im Moment keine anderen Informationen.
Die Ausbildung zum betrieblichen Ersthelfer bedeutet erst einmal einen zweitägigen Erste-Hilfe Kurs als Betriebshelfer zu absolvieren. Je nach Unternehmensgröße und Anzahl Teilnehmer kann der Kurs im Betrieb stattfinden. Die Auswahl an Kursen ist zumindest im Landkreis Gießen sehr gut. Relativ einfach kann das Personalbüro online den Kurs buchen. Die Kosten werden von der zuständigen Berufsgenossenschaft übernommen und wenn die Zusage der Berufsgenossenschaft (BG) schon bei Kursbeginn vorliegt, kann die entsprechende Erste-Hilfe-Bescheinigung auch gleich mitgenommen werden. Mitarbeiter, die sich zum betrieblichen Ersthelfer ausbilden lassen, werden für den Kurs freigestellt und erhalten Lohnfortzahlung. Alle zwei Jahre sollten sie sich dann an einem eintägigen Erste-Hilfe-Training für Betriebshelfer fortbilden.
Laut Arbeitsstättenverordnung (AStV) müssen in Betrieben betriebliche Ersthelfer ausgebildet sein (§ 40 AStV)
Soweit die Rechtsprechung, aber was ist wenn, wie bei TCIder Produktionsbereich, die Logistikabteilung und die Büros für Vertrieb, Marketing, Personalwesen auf über 1000 Quadratmeter in verschiedenen Gebäuden untergebracht sind? Dann ist es bestimmt sinnvoller sich über die Laufwege der Ersthelfer, wie auch die Position der Verbandskästen oder des Defibrillators Gedanken zu machen. Zudem hat auch ein Ersthelfer mal Urlaub oder kann krank sein.
Zuerst einmal: Jeder kann Erste Hilfe leisten – man ist sogar dazu verpflichtet. Natürlich ist es besser, wenn man entsprechend ausgebildet ist und sich nicht an den Kurs erinnern muss, den man vor zig Jahren im Rahmen des Führerscheins gemacht hat. Also wie war das? Stabile Seitenlage, Mund-zu-Mund Beatmung ...
Hier ein paar Tipps: Bewahren Sie Ruhe, versuchen Sie den Verunfallten anzusprechen und zu beruhigen. Animieren Sie andere Kollegen zu helfen, verständigen Sie den betrieblichen Ersthelfer oder im akuten Notfall gleich die Rettung.
Nach einem Herzinfarkt ist eine schnelle Wiederbelebung enorm wichtig, um dem Betroffenen das Leben zu retten. Der halbautomatische "Laien"- Defibrillator ist für diesen Zweck konzipiert. Die Anwendung eines solchen Geräts ist denkbar einfach. Ein Computer gibt hierbei die entsprechenden Anweisungen an Sie und analysiert den Zustand des Betroffenen. Die Bedienung erfolgt zwar noch nicht über ein Touchpanel, aber das wird wahrscheinlich nicht lange dauern, bis die Geräte auch damit ausgestattet werden.
Glücklicherweise keine gravierenden. Alle Industrie-Computer oder Touchpanels für die Gebäudeautomation werden während der Entwicklung oder beim Systemtest mit Strom betrieben. Dabei kam es zu den üblichen, jedoch leichten Stromunfällen, die alle ohne Folgen für den Verunfallten geblieben sind. Mich selbst hatte es mal beim Aufbau unseres Messestands kurz durchgeschüttelt, ;-) Gerade bei Stromunfällen bleiben sie als Ersthelfer hart: Hier gibt es kein Vertun – der Verunfallte gehört mindestens 24 Stunden unter ärztliche Beobachtung und zwar direkt Übergeben durch die Rettung. Spektakulär blutig war eigentlich der Unfall des Kollegen mit einem Brotmesser, er hat aber alle Finger behalten. Aber jetzt schließe ich meine Anekdoten-Sammlung.
Ich hoffe, dass ich Sie davon überzeugen konnte, wie wichtig das Thema Erste Hilfe oder die flächendeckende Verbreitung von Defibrillatoren ist.
Geposted von René Jung am 26.10.2017